Zum Inhalt springen
30.04.2020

Impuls am 1. Mai: Über Diebstähle

Vor ein paar Jahren bin ich am 1. Mai mit dem Fahrrad über Land gefahren und durch mehrere Dörfer gekommen. Überall standen die Menschen und vor allem die jungen Leute zusammen, haben den Maibaum aufgestellt oder ihn schon ausgiebig gefeiert, herrliches Wetter bei milden Temperaturen und weiß-blauem Himmel genossen: ein bayerischer Bilderbuchtag. 

Wäre da nicht das eine Dorf gewesen, in dem die Menschen eher schweigsam beieinander standen, eher bedrückte Mienen aufhatten und von Freude und Feierlaune weit entfernt waren. Nach kurzem Blick während des Vorbeiradelns war klar, was passiert ist: Man hat den Maibaum geklaut und ihn noch nicht zurückbekommen. Das Fest war zu Ende, bevor es überhaupt angefangen hat, die Stimmung im Keller und so weiter. 

Und heute? Hat man uns allen den Maibaum geklaut? Das Fest und die Freude genommen, bevor sie überhaupt begonnen haben?

Vielleicht. Gäbe ja durchaus Grund zu dieser Annahme. Aber vielleicht auch nicht. Weil der Mai trotzdem beginnt. Und mit ihm all das, was sie und ich damit verbinden. Und weil die ein oder andere Erleichterung ins Haus steht. Einschließlich der Öffnung der Kirchen und der Spielplätze. Und weil er für uns der Marienmonat ist und Maria erst recht zum Vorbild werden kann: erst hatte sie das ganz normale Leben, dann kam das große Drama und dann die Freude darüber, dass es weitergeht. 

Wenn das kein Grund für einen bayerischen Bilderbuchtag ist!

Autor: Kaplan Korbinian Müller