Impuls am 9./10. Mai: 75 Jahre Frieden

Eigentlich wollten wir an diesem Wochenende hier in Hilpoltstein ein großes Fest feiern unter dem Titel: 75 Jahre Friede, das feiern wir. Das Coronavirus hat dieses Fest, wie so viele andere auch, verhindert, trotzdem sollte dieses Datum nicht einfach so verstreichen.

75 Jahre Friede, das sagt sich so leicht, aber stimmt das wirklich, haben wir seit 75 Jahren Frieden? Das ist, so meine ich, eine Frage der Definition: Ist Friede dann, wenn die Waffen schweigen oder ist Friede mehr als das die Abwesenheit von Krieg? Es ist richtig, dass wir zumindest bei uns in Mitteleuropa keinen Krieg mehr erleben mussten, auch wenn es in Zeiten des „kalten Krieges“ sehr knapp war, denken wir an die Kubakrise, die Berlinblockade und den Mauerbau. Trotz allem, noch nie in der Geschichte gab es so eine lange Zeit ohne Krieg bei uns.

Wir, die wir nach 45 geboren wurden, gehören zu den Glücklichen, die nicht mehr am eigenen Leib verspüren mussten, was Krieg, Gewalt und Brutalität aus einem Menschen machen können. Allerdings haben wir auch das Glück, hier zu leben. Schon ein paar hundert Kilometer weiter weg gab es in den letzten Jahrzehnten immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen, denken wir an das ehemalige Jugoslawien, wo ich mit meiner Familie so gerne Urlaub machte und ein paar Jahre nicht hin konnte, weil Krieg war, weil auf Menschen geschossen wurde, nur weil sie einem anderen Volksstamm angehörten oder eine andere Religion hatten. Auch die Ukraine und Syrien sind nicht so weit entfernt, und dort herrscht sogar zur Zeit noch Krieg. 

Ich denke, wir dürfen froh und vor allem dankbar sein, dass es seit 75 Jahren keinen Krieg mehr bei uns gab.

Autor: Diakon i.R. Heinrich Hofbeck