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09.04.2020

Impuls am 9. April: vom Abschied nehmen

Für manche Augenblicke unseres Lebens verfügt auch die Religion über keine Deutung in Worten mehr. Immer sind diese sprachlosen Situationen von tiefem Schmerz erfüllt: Jeder kennt solche Augenblicke eines endgültigen Abschieds, einer nicht wieder gutzumachenden Schuld, einer Überforderung im Leid. Jeder weiß auch, dass in solchen Situationen keine vielen Worte mehr trösten. 

Die Stunde des Abschiedmahles Jesu ist ein Augenblick, der alles, was an Menschenleid nur möglich ist, in sich vereinigt und deshalb keine langen Erklärungen zulässt. In dem Leid, das Jesus auf sich nimmt, ist äußerlich kein Sinn zu finden. Der Sinn dieses Leidens ist nur aufzufinden durch Annahme und innere Verwandlung. 

Jesus vollzieht diese Annahme und innere Verwandlung in einer Zeichenhandlung mit prägnanten Worten: Er nimmt Brot und Kelch und spricht: Dies ist mein Leib, der für euch hingegeben wird; mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis.

„Indem er Brot zu seinem Leib und Wein zu seinem Blut macht und austeilt, nimmt er seinen Tod vorweg, nimmt er ihn von innen her an und verwandelt ihn in eine Tat der Liebe, die sich selber schenkt, ganz und gar. Dies ist die eigentliche Wandlung, die im Abendmahlsaal geschah und die dazu bestimmt war, einen Prozess der Verwandlungen in Gang zu bringen. Weil er den Tod in Liebe umformt, darum ist der Tod als solcher schon von innen her überwunden und Auferstehung schon in ihm da“. (Papst Benedikt XVI.)

In jeder Eucharistiefeier feiern wir die Verwandlung von Tod und Auferstehung Jesu und dürfen uns selbst in diese Verwandlung mit hinein nehmen lassen. In geistlicher Weise vollzieht sich Tod und Auferstehung in uns und verwandelt uns:In der Einswerdung mit dem gekreuzigten und auferstandenen Christus stirbt ein Teil der Unerlöstheit des alten Menschen in uns, damit wir neu, heil und Christus immer ähnlicher werden.

In die (geistige) Kommunion mit Christus eintreten bedeutet: In den leidvollen Erfahrungen, die keine Worte trösten, auferstehungsfähig werden, weil die Verwandlungskraft Jesu in diesem heiligen Brot den Menschen stärkt und ihn befähigt, das Leid innerlich anzunehmen und zu verwandeln.

Autorin: Gemeindereferentin Helga Lang