Impuls am 14. April: Eine kleine gelbe Blume
Eine gelbe Blume, Copyright: Susann Beer
Tut mir leid, ich freue mich
Da hat sich letzte Woche auf meinem Balkon ein kleines gelbes Blümchen klammheimlich zwischen irgendwelchen Wintergewächsen durchgeschoben. Ich hab es nicht dorthin gepflanzt – keine Ahnung, woher es kommt! Aber ich hab mich darüber gefreut. Und gleich darauf gedacht: Oh nein, wie kannst du dich nur freuen, wenn es auf der Welt gerade drunter und drüber geht!
Ich hab eine befreundete Familie getroffen, die ganz entspannt gemeinsam eine kleine Radtour machte. Das ist etwas, wozu sie sonst vor lauter Programm und Arbeit kaum kommen. Ich hab mich mit ihnen gefreut. Und gleich darauf gedacht: Oh nein, wie kannst du dich freuen, wenn überall Existenzen vernichtet werden und Arbeitslosigkeit und Konkurse drohen!
Ich hab auch bei einem Spaziergang die Sonne genossen, die erwachende Natur bewundert und mich einfach nur wohlgefühlt. Und gleich darauf gedacht: Oh nein, wie kannst du dich freuen, wenn gerade ein Virus tausende von Menschen dahinrafft und viele nicht einmal anständig beerdigt werden können!
Tut mir leid, ich weiß, wie schlimm es zurzeit ist, nämlich noch schlimmer als sonst. Ich weiß, dass Menschen unter ihrer Einsamkeit leiden, dass Menschen trauern, Angst haben, sich nach ihren Verwandten sehnen, ihre Gottesdienste vermissen. Ich weiß auch, dass Menschen erschöpft, hilflos, verzweifelt und deprimiert sind. Und ich weiß, dass Menschen sterben.
Tut mir echt leid, aber ich freue mich trotzdem! Über den Löwenzahn, der aus dem Teer herausbricht, über die Mama, die den Kinderwagen in der Sonne schiebt, über die lieben Worte, die quer über die Straße gesagt werden, über die Gottesdienste, an denen wir zumindest digital teilnehmen konnten, über die vielen Hoffnungszeichen, die wir bekommen…
Und über Jesus, der auferstanden ist. Das Leben hat gesiegt. Und das wird es wieder tun, das weiß ich genau. Wie sollte ich mich da nicht freuen?
Autorin: Susann Beer, Vorsitzende KOR Meckenhausen